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„Die Einstellung von Führungskräften ist entscheidend“

Brandschutz beginnt im Detail: Kleine Maßnahmen, große Wirkung

Zu den zentralen Pflichten für Unternehmen der Industriebranche zählen gezielte Brandschutzmaßnahmen. Das gilt sowohl für technische als auch für organisatorische Bereiche. Prävention ist vor allem wichtig, um die Sicherheit der Mitarbeitenden und die Integrität der Produktionsanlagen zu gewährleisten. Unsere Brandschutz-Spezialisten Timo Klouth (Ecclesia, Teamleiter Architekten), Lukas Hager (deas, Risk Consultant) und Maik Reimann (SCHUNCK, Risk Consultant) geben Einblicke in ihre Arbeit. Hier erklären sie die vielfältigen Herausforderungen im Bereich des Brandschutzes und geben wertvolle Tipps, von denen unsere Leserinnen und Leser sowie ihre Unternehmen profitieren.

„Unsere Kunden umfassend zu informieren und abzusichern, wenn es um Feuer- und Betriebsunterbrechungsgefahren geht, ist unsere Hauptaufgabe“, sagt Lukas Hager. „Wir besuchen die Unternehmen und führen regelmäßig Betriebsbegehungen durch. Dabei schauen wir uns alle technischen Bereiche und entscheidenden Punkte von Unternehmen an und bewerten, wie diese brandschutztechnisch und organisatorisch aufgestellt sind“, erklärt der versierte Brandschutzberater. Diese Informationen werden dann in einem Bericht zusammengefasst, der auch an die zuständigen Versicherungspartner weitergegeben wird. Lukas Hager, der sich ehrenamtlich auch als Feuerwehrmann engagiert und in diesem Bereich über eine langjährige Erfahrung verfügt, betont die Bedeutung von Prävention: „Logischerweise ist es immer teurer nachzurüsten. Von Anfang das gesamte Thema Brandschutz zu bedenken, bevor neue Gebäude geplant und gebaut werden oder Modernisierungen erfolgen, macht absolut Sinn.“ Diese Vorgehensweise hilft Unternehmen, langfristig Kosten zu sparen und die Sicherheit zu maximieren.
 

Selbst kleinere Maßnahmen verbessern die Sensibilisierung

Maik Reimann, ebenfalls Brandschutz-Experte, betont die Wichtigkeit präventiver Maßnahmen sowie regelmäßiger Kontrollen durch Fachpersonal: „Grundsätzlich ist jeder Besuch ohne einen Schadenfall als Grund dafür ein guter Besuch. Weil wir so in der Regel Schäden vorausschauend verhindern können. In meiner Erfahrung hatte ich bisher nur einen Fall, bei dem es 14 Tage nach unserer Risikobesichtigung gebrannt hat. Aber in den meisten Fällen konnten durch unsere Beratung und Sensibilisierung der Kunden größere Schäden vermieden werden.“ Maik Reimann betont, dass selbst kleinere Maßnahmen auf die Sensibilisierung der Mitarbeitenden große Auswirkungen haben können. Zentrale Punkte sind und bleiben Schulungen. 

„Die Einstellung von Führungskräften ist ganz entscheidend. Wichtig ist, dass auch sie durch entsprechende Seminare oder Workshops sensibilisiert worden sind“, erklärt Lukas Hager. „Es kann sein, dass vielleicht zehn Jahre nichts passiert. Aber wenn dann wirklich ein Papierkorb oder ähnliches brennt, sind die Leute froh, wenn sie wissen, wie sie einen Feuerlöscher in Gang bekommen und den Inhalt sinnvoll und effizient einsetzen.“ Timo Klouth, der ebenfalls über umfangreiche Erfahrungen im Brandschutz verfügt, betont die Bedeutung detaillierter Risikobewertungen. „Wir versuchen, unsere Kunden für die kleinen, aber wichtigen Details zu sensibilisieren, wie zum Beispiel das ordnungsgemäße Schließen von Brandschutztüren oder das Vermeiden von Brandlasten direkt am Gebäude. Auch die regelmäßige Schulung im Umgang mit Feuerlöschern und die Sensibilisierung für potenzielle Brandgefahren sind entscheidend“, verdeutlicht er. Timo Klouth hebt hervor, dass oft kleine, scheinbar unbedeutende Details große Auswirkungen haben können. 
 

Bestmöglicher Schutz und Vermeidung von rechtlichen Sanktionen

Die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und Normen ist ein weiterer zentraler Aspekt des Brandschutzes in Industrieunternehmen. „Die Zusammenarbeit mit Behörden und externen Brandschutzexperten ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass alle gesetzlichen Anforderungen umgesetzt werden“, erklärt Timo Klouth. Diese Kooperation hilft Unternehmen nicht nur, rechtliche Sanktionen zu vermeiden, sondern auch die bestmöglichen Schutzmaßnahmen zu implementieren.

Maik Reimann fasst eine der größten Herausforderungen im Brandschutz treffend zusammen: „Der Mensch ist oft der größte Risikofaktor. Es ist wichtig, dass die Verantwortlichen vor Ort das Risiko ernst nehmen und entsprechend handeln. Ob es um die Schulung der Mitarbeitenden im Umgang mit Feuerlöschern geht oder darum, Brandschutztüren nicht zu blockieren – die menschliche Komponente ist entscheidend.“
 

Gefahr durch Akkus, Wallboxen und Ladestationen

Die Integration neuer Technologien, um Risiken noch nachhaltiger zu minimieren, stellt ebenfalls eine Herausforderung dar. Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass auch ungewöhnliche Situationen zu Brandgefahren führen können. Maik Reimann beschreibt die Problematik von Akkus und Ladestationen: „Aktuell sind Ladestationen und Wallboxen an Gebäuden ein Thema, da die Autos direkt vor den Fenstern geladen oder Fahrräder mit in Gebäude genommen werden, um sie dort aufzuladen. Da haben wir zuletzt einen Brandfall bearbeitet, der durch einen E-Bike-Akku im Empfangsbereich beim Ladevorgang ausgelöst wurde. Solche Situationen bergen erhebliche Brandrisiken.“
 

Das Fazit unserer Experten

Der Brandschutz in Industrieunternehmen ist ein vielschichtiges Thema, das sowohl technische als auch organisatorische Maßnahmen erfordert. Durch eine gründliche Risikoanalyse, den Einsatz moderner Technik und eine effektive Notfallplanung können Unternehmen die Sicherheit ihrer Mitarbeitenden und Anlagen gewährleisten. Die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und die Zusammenarbeit mit Experten sind unerlässliche Bestandteile einer erfolgreichen Brandschutzstrategie. Unsere Experten sind sich einig, dass die Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeitenden, die Einhaltung von Vorschriften und die proaktive Prävention elementar wichtig sind, um Brand- und mögliche Personenschäden zu vermeiden.