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Fragen an Bernhard Schneider

3 Fragen an Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung

Was machen oder nutzen Sie im Kontext Digitalisierung und KI?

Als wir vor einigen Jahren zu dem Entschluss gekommen sind, auf Innovation zu setzen, haben wir im ersten Schritt ein Innovationskonzept entworfen. Daraus ist dann unser Digitalisierungskonzept entstanden, für dessen Umsetzung wir erstmal die technischen Voraussetzungen geschaffen haben. Also haben wir dafür gesorgt, dass alle unsere Häuser mit WLAN ausgestattet wurden und vernetzt sind. Damit wir dabei auf der sicheren Seite sind, haben wir bereits vor acht Jahren ethische Leitlinien auf den Weg gebracht, die unseren Anwohnern und Mitarbeitenden Orientierung geben. In diesem Kontext haben wir dann auch beschlossen, dass wir künftig mit Start-ups zusammenarbeiten wollen, um Innovationen nachhaltig voranzutreiben. Seitdem veranstalten wir immer wieder Pitches, wo uns junge Unternehmen ihre Ideen präsentieren. Mit künstlicher Intelligenz beschäftigen wir uns erst seit Anfang dieses Jahres intensiv und hatten bis auf Chat GPT und dem sozialen Roboter Navel bislang noch keine Berührungspunkte. 


Was waren die Herausforderungen? Was war überraschend? Mit was haben Sie nicht gerechnet?

Die größte Herausforderung ist, die Ideen in der Praxis umzusetzen. Denn unser primäres Ziel ist es, mit Innovationen die Lebensqualität unserer Bewohnerinnen und Bewohner zu erhöhen. Wenn Innovationen nicht zur Anwendung kommen, bleiben es nur Ideen, die keine Veränderung bewirken. Darüber hinaus ist es immer wieder eine Herausforderung, unsere über Jahre gewachsenen Strukturen mit denen von Start-ups zusammenzubringen. Dafür müssen die entsprechenden Schnittstellen geschaffen werden, was nicht immer ganz einfach ist. Zudem gilt es bei derartigen Prozessen immer, die Bereitschaft jedes Einzelnen zu fördern, sich auf etwas gänzlich Neues einzulassen. 


Digitalisierung – das hört sich teuer an. Wie finanzieren Sie das? Merken Sie erste Einsparungen oder Effizienzen?

Wir haben verschiedene Apps im Einsatz, die nicht nur unseren Mitarbeitenden, sondern auch unseren Bewohnerinnen und Bewohnern das Leben erleichtern. Beispielsweise die Lindera-App, die mit der Handykamera Mobilitätstests zur Sturzprävention mittels Videoanalyse ermöglicht. Die Kosten für diese App wurden von einer großen Krankenkasse übernommen. Oder Myo – unsere Kommunikationsplattform für den Austausch zwischen unseren Pflegekräften und den Angehörigen unserer Bewohnerinnen und Bewohner. Auch diese App wurde im Nachgang finanziert. Bevor eine App refinanziert wird, muss die Anwendung aber erst in der Praxis eingesetzt werden. Also müssen die Innovationen vorfinanziert werden – und das muss man sich als Organisation natürlich erstmal leisten können und wollen. Dafür leisten wir bei der Evangelischen Heimstiftung harte Arbeit, um am Ende des Jahres zwei Prozent Umsatzrendite zu erzielen. Aber die Innovationen sind eine wichtige Grundlage für unseren unternehmerischen Erfolg in zehn Jahren – von daher lohnt sich dieses Investment. 

Bernhard Schneider
Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung

24 Standorte,
750 Wohnungen
Die Evangelische Heimstiftung GmbH mit Sitz in Stuttgart legt bei technischen Hilfen großen Wert auf persönliche Sicherheit, Datenschutz und den Umgang mit sensiblen persönlichen Informationen. Das Team um Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider setzt das ALADIEN­Konzept in 750 Wohnungen an 24 Standorten ein.

Weitere Infos:
ev-heimstiftung.de