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Frühzeitige Liquiditätsplanung ist ein Schlüssel zur Unternehmenssicherheit

Interview: Experte Stefan Vogel von Ecclesia Credit spricht über Strategien zur Vermeidung von Liquiditätsengpässen

In der sich ständig verändernden Wirtschaftswelt ist die Sicherstellung der Liquidität für den Erfolg und das Überleben von Unternehmen entscheidend. Frühzeitige und sorgfältige Liquiditätsplanung ist eine wesentliche Herausforderung, die oft erst bei finanziellen Engpässen angegangen wird. Dabei zeigt sich, dass Unternehmen in der Regel nicht aufgrund von Überschuldung, sondern wegen mangelnder Zahlungsfähigkeit schließen müssen. Stefan Vogel (Head of Ecclesia Credit Mid Market) ist Experte im Bereich Liquiditätsmanagement. Er gibt wertvolle Tipps zum Schutz vor unvorhergesehenen Liquiditätsrisiken.

Herr Vogel, Liquidität ist grundlegend für die finanzielle Stabilität und das Wachstum von Unternehmen. Was sind die häufigsten Liquiditätsrisiken, denen Unternehmen ausgesetzt sind?

Stefan Vogel: Es gibt eine Vielzahl von Liquiditätsrisiken. Zu den häufigsten gehören Finanzierungsengpässe durch eine restriktivere Kreditpolitik der Banken, Forderungsausfälle und Zahlungsverzögerungen aufgrund der schwindenden Bonität der Abnehmer sowie Zins- und Wechselkursrisiken, insbesondere für Unternehmen mit internationalen Verbindungen. Hinzu kommen Kosteninflation aufgrund steigender Preise für Rohstoffe, Energie und Vorprodukte sowie verspätete Zahlungen an Lieferanten, die zwar die eigene Liquidität schonen, aber das Verhältnis zu den Lieferanten belasten können. 

Das klingt nach einer Vielzahl von potenziellen Herausforderungen. Gibt es noch weitere Risiken, die Unternehmen beachten sollten?

Stefan Vogel: Ein weiteres Risiko ist der Investitionsbedarf, üblicherweise bei Sachinvestitionen, aber auch bei der Digitalisierung. Hier braucht es neben einer Kosten- auch eine umfassende Liquiditätsplanung. Zudem sind lange Zahlungsziele für Kunden und ungenügende Liquiditätsreserven problematisch. Schnelles Wachstum ohne Finanzplanung kann ebenso zum Engpass werden. Wichtige Faktoren sind außerdem unzureichende Überwachung der Forderungen, übermäßige Lagerhaltung und die Finanzierung über kurzfristige Kredite.

Wie vermeiden Unternehmen diese Risiken und wie können sie gegen unvorhergesehene Liquiditätsengpässe und Risiken abgesichert werden?

Stefan Vogel: Es ist immer sinnvoll, sich frühzeitig um die Zahlungsfähigkeit zu kümmern, am besten in Phasen, in denen noch kein konkreter Engpass besteht. Oft kommen Anfragen erst, wenn bereits ein Liquiditätsproblem eingetreten ist oder sich abzeichnet. Dann muss schnell aus einer Notlage heraus und unter Zeitdruck nach einer Lösung gesucht. Diskussionen über Liquidität sollten aber besser aus einer Position der Stärke geführt werden. Dies spart Zeit und Geld. Daher ist unsere klare Empfehlung, sich als Unternehmer so früh wie möglich mit dem Thema Liquidität auseinanderzusetzen und eine regelmäßige Liquiditätsplanung durchzuführen und an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen.

Welche Faktoren sind klassische Liquiditätsfallen für Unternehmen? 

Stefan Vogel: Liquiditätsfallen entstehen oft durch externe Faktoren wie Marktveränderungen, zum Beispiel geopolitische Einflüsse wie steigende Zölle, die die Einkaufskosten erhöhen, die nicht an die Abnehmer weitergegeben werden können. Dies beeinträchtigt die Liquidität. Unternehmen sollten daher ihre Assets frühzeitig bewerten und Optionen zur Liquiditätsgenerierung schaffen, wie Forderungsfinanzierung, Lagerfinanzierung oder Leasing. Es ist wichtig, verschiedene Liquiditätsmodelle zu simulieren, um die Auswirkungen von Änderungen, zum Beispiel der Zahlungsziele zu prüfen und frühzeitig eingreifen zu können.

Wie geht Ecclesia Credit mit diesem Thema um und welche Lösungen gibt es bereits für Ihre Kunden?

Stefan Vogel: Neben einem umfassenden Marktüberblick über Liquiditäts- und alternative Finanzierungsmodelle bieten wir bei Ecclesia Credit auch spezialisierte Beratungen im Kreditmanagement an. Dabei legen wir besonderen Wert darauf, gemeinsam mit dem Kunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette die einzelnen Einflussfaktoren zu analysieren und eine fundierte Liquiditätsplanung zu entwickeln. Im nächsten Schritt identifizieren wir, welche Assets zur Schließung von Liquiditätslücken oder als Liquiditätsreserven genutzt werden können. Unser Ansatz ist nicht produktorientiert, sondern darauf ausgerichtet, individuelle Lösungen für die Liquiditätssicherung zu erarbeiten, denn Bonität und Liquidität sind die entscheidenden Faktoren für das Überleben fast aller Unternehmen.

Können diese Tipps auch auf die private Nutzung übertragen werden?

Stefan Vogel: Wir als Ecclesia Credit sind nicht im Privatkundensegment beheimatet, aber in gewisser Weise kann man die Themen übertragen. Auch privat sollte man sich frühzeitig um Liquiditätsplanung kümmern – ich selbst habe bereits seit 20 Jahren eine. Auch wenn die Ausgabenseite privat nicht so leicht steuerbar ist, kann man kurz-, mittel- und langfristige Anlagen seiner Vermögenswerte planen. Es ist wichtig, Rücklagen zu bilden und Liquidität vorzuhalten, um private Investitionen tätigen zu können, wenn sie benötigt werden.