HRO-Award 2024 verliehen
Der diesjährige Preis für High Reliability Organizations ging an die Klinik für Nuklearmedizin am Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), die DRF Stiftung Luftrettung gem. AG in Filderstadt und den Rettungszweckverband (RZV) München. Die prämierten Teams sind in der direkten Patientenversorgung tätig und engagieren sich für höchste Sicherheits- und Qualitätsstandards. Dabei setzen sie auf fortlaufendes Training und fein abgestimmte Prozessoptimierung.
Die Preisträger und ihre Projekte
Im Zentrum des medizinischen Handelns der Kieler Klinik stehen hochkomplexe und risikobehaftete Verfahren mit radioaktiven Substanzen sowie kernphysikalische Methoden. Um die Patientensicherheit zu maximieren, hat die Klinik das Qualitätsmanagement nach HRO-
Prinzipien besonders priorisiert. Hierzu gehört das SHARE TO CARE-Programm, das die gemeinsame Entscheidungsfindung (Shared Decision Making, SDM) als Standard in der Arzt-Patienten-Kommunikation verankert. Prof. Dr. Friedemann Geiger, Leiter des Nationalen Kompetenzzentrums für Shared Decision Making am UKSH, erklärt: „SDM sichert die gemeinsame Entscheidungsfindung zwischen Arzt und Patient und beeinflusst alle Klinikprozesse hin zu einer hochzuverlässigen Organisation.“ Das Programm verbessert die Qualität der Therapieentscheidungen und schafft optimale Voraussetzungen für eine sichere Therapiedurchführung. „Bereits zehn Krankenhäuser folgen dem Beispiel der Kieler Nuklearmedizin“. Er hofft, dass die Auszeichnung des Programms die Patientensicherheit weiter stärkt und noch mehr Nachahmer findet.
Auch das datenbasierte Risikomanagement der DRF Stiftung Luftrettung zeichnet sich durch vorbildliche Sicherheitsstandards aus. Neben Berichten aus dem Critical Incident Reporting System (CIRS) werden alle relevanten, unternehmensinternen Daten – etwa aus der Medizintechnik oder IT – in das Risikomanagement integriert, um frühzeitig mögliche Risiken in der Patientenversorgung zu erkennen und zu bewerten. „Jedes Problem beginnt im Kleinen. Gerade in diesem frühen Stadium bieten kleine Schwierigkeiten die beste Gelegenheit zur Korrektur“, so Florian Kramer, Referent für Sicherheits- und Krisenmanagement bei der DRF.
Mit dem Preis möchte Kramer den HRO-Ansatz der DRF bekannter machen und anderen Organisationen zeigen, was durch konsequentes Risikomanagement möglich ist. „Der HRO-Award ist eine wertvolle Gelegenheit für den fachlichen Austausch. Vom Wissenstransfer profitieren wir alle und steigern gemeinsam die Patientensicherheit.“
Der Rettungszweckverband München wurde für den Einsatz eines mobilen Computertomographen auf dem Münchner Oktoberfest ausgezeichnet – ein weltweit einzigartiges Projekt. Jährlich werden auf dem Festgelände bis zu 8.000 Patienten behandelt, von denen viele aufgrund von leichten Kopfverletzungen eine Computertomographie (CT) benötigen. „Der mobile CT-Einsatz auf einem Volksfest ist weltweit der erste dieser Art. Er hilft, die Notfallstrukturen zu entlasten und die Patientenversorgung vor Ort zu verbessern“, erklärt Prof. Dr. Viktoria Bogner-Flatz, Ärztliche Leiterin des Rettungsdienstes München. „Das CT hat die medizinische Versorgung während des Oktoberfests deutlich verbessert und der Einsatz wird erfolgreich fortgeführt.“ Sie betont, wie wichtig es sei, „diese Innovation mit dem Preis sichtbar zu machen“.
Warum ein HRO-Award?
Die Aussagen der Preisträger decken sich mit denen der Initiatoren des Awards. „Die Orientierung am Patientenwohl ist das Fundament einer modernen und sicheren medizinischen Gesundheitsversorgung. Die systemische Betrachtung und Optimierung medizinischer und organisatorischer Verfahren sowie die Sicherheit aller am Behandlungsprozess beteiligten Mitarbeitenden sind dafür von höchster Bedeutung“, erläutert Dr. med. Iris Hauth, Vorsitzende Gesundheitsstadt Berlin. „Mit dem HRO-Award zeichnen wir Organisationen aus, die hier wegweisend sind“, ergänzt Dr. Peter Gausmann, Experte für Patientensicherheitsmanagement der Ecclesia Gruppe. „Die 24 Bewerbungen, die wir 2024 erhalten haben, erfüllen bereits heute die Anforderungen des globalen Aktionsplans der WHO zur Patientensicherheit für dieses Jahrzehnt.“
Für Jochen Körner, CEO der Ecclesia Gruppe, stellt der HRO-Award nicht nur eine Möglichkeit dar, die Aufmerksamkeit auf das Thema Patientensicherheit zu lenken. Der Preis unterstreicht auch die Relevanz der eigenen Leistungen im Bereich Risikovorsorge und -beratung im Gesundheitswesen. „Wir betreuen den Versicherungsschutz und das Risikomanagement von mehr als der Hälfte aller deutschen Krankenhäuser. Für uns stehen Prävention und umfassende Beratung an erster Stelle – über den reinen Versicherungsschutz hinaus.“ Das Ziel der Ecclesia Gruppe ist es, Risiken zu minimieren, bevor sie entstehen.