Transport- und Verkehrshaftungsversicherung

Im Spannungsfeld zwischen Krieg, Konjunktur und Kapazitäten.

Transport- Und Verkehrshaftungsversicherung 

2022 und 2023 sind Jahre mit herausfordernden Themen für die Transportversicherung und die Verkehrshaftungsversicherung. Neben dem Ukraine-Russland-Krieg beeinflussen aktuell Themen wie Inflation sowie Lager- und Versicherungskapazitäten die beiden Versicherungssparten. Glücklicherweise traten befürchtete Blackouts aufgrund der Energieknappheit im vergangenen Winter nicht ein.
 

Markttrend(s) 

Die deutsche Wirtschaft soll laut Einschätzung der Bundesregierung im Jahr 2023 um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen. Durch die Maßnahmen der Bundesregierung und der Europäischen Zentralbank (EZB) wurden die hohen Ausschläge in Energiekosten und Inflation gestoppt bzw. eingedämmt. Die Energiekosten befinden sich zum Teil bereits wieder auf dem Niveau von vor Beginn des Ukraine-Kriegs. Ebenfalls sind die Inflationsraten rückläufig, aber mit 6,4 Prozent im Juni 2023 deutlich über dem Zielbereich der EZB von zwei Prozent. 

Diese Umstände spiegeln sich auch auf dem Versicherungsmarkt wider. Zum einen versuchen Versicherer, höhere Preise durchzusetzen, zum anderen verschärft sich die zurückhaltende Zeichnungspolitik der Versicherer deutlich. Schlechtverlaufende Risiken oder Risiken mit einem hohen Gefahrenpotenzial werden immer schwieriger zu versichern. 

Umso wichtiger ist es, bereits jetzt in die Prolongationen einzusteigen und frühzeitig den Versicherungsschutz zu verlängern. 

Durch die intensive und enge Zusammenarbeit mit Risk Managerinnen und Managern, Schadeningenieurinnen und -ingenieuren sowie Versicherungsgesellschaften entwickeln wir individuelle Spezialdeckungen für unsere Kunden und gestalten exponierte Risiken versicherbar. 


Herausfordernde Marktbedingungen und Einflüsse sorgen für steigende Prämien. 



Wir sind uns sicher: Speziallösungen werden in der Transportsparte von Jahr zu Jahr wichtiger!
 

Marktentwicklung 2023/24: Fortschreitende Implementierung von Cyber-/Blackout- und Pandemieklauseln 

Bereits Ende 2021 fingen erste Versicherer an, Cyber-, Blackout- und Pandemierisiken vom Versicherungsschutz auszuschließen beziehungsweise den entsprechenden Versicherungsschutz stark einzuschränken. Dieser Trend hat sich in den Jahren 2022 und 2023 fortgesetzt. Es ist davon auszugehen, dass der gesamte Transportversicherungsmarkt entsprechende Klauseln zum Jahreswechsel 2023/2024 in die Versicherungsverträge aufgenommen haben wird. 

Unterscheiden werden sich diese Klauseln allenfalls noch in Nuancen und vor allem in den zur Verfügung stehenden Sublimits.
 

Russland-Ukraine-Krieg 

Die Transportversicherer stellen in der Regel keinen Versicherungsschutz mehr für sogenannte politische Risiken (Krieg, Streik, Aufruhr) sowie für das Beschlagnahmerisiko zur Verfügung. Damit setzt sich auch hier ein Trend aus dem Vorjahr fort. Die Einschränkung bezieht sich jedoch regelmäßig auf die Kriegsregionen Ukraine, Belarus und Russland bis zu einer Entfernung von 200 Kilometern von der ukrainischen Landesgrenze. 

Vereinzelt schließen die Versicherer die Ukraine, Belarus und Russland vom räumlichen Geltungsbereich ihrer Transport- beziehungsweise Verkehrshaftungsversicherungen in Gänze aus (territorialer Ausschluss).
 

Anstieg der Lagerrisiken 

Die Corona-Pandemie, die allgemeine geopolitische Lage und im Speziellen der Ukraine-Krieg sowie die fortschreitende Digitalisierung mit dem wachsenden Risiko für Cyber- und Blackoutschäden haben die globalen Lieferketten erheblich gestört beziehungsweise gefährdet und tun dies auch weiterhin. Um Produktionsund Lieferengpässen vorzubeugen, sind Unternehmen daher in den vergangenen zwei bis drei Jahren dazu übergegangen, ihre Lagerbestände zu erhöhen. Dies wiederum hat zum einen zu einer erheblichen Verknappung der freien Lagerkapazitäten und zum anderen zu einem Anstieg der eingelagerten Warenwerte an den jeweiligen Lagerstandorten geführt.

Gleichzeitig hat die Zeichnungsbereitschaft der Transportversicherer für Lagerrisiken deutlich abgenommen. Lagerstandort, Auslastung, gelagerte Warenwerte und Sicherungsmaßnahmen werden von den Versicherern zunehmend kritischer hinterfragt und führen mittlerweile nicht nur zu erhöhten Prämienforderungen, sondern immer häufiger auch zu Vorgaben bezüglich der Einführung ergänzender Sicherungsmaßnahmen. 
 

Schifffahrt – Großschadenrisiken 

In den vergangenen Jahrzehnten ist die Schifffahrt erheblich sicherer geworden. Dies hängt überwiegend mit den verbesserten Sicherheitsstandards der Schiffe zusammen und dem daraus resultierenden Rückgang der Piraterie, welche in den vorherigen Jahren ein erheblicher Schadenfaktor gewesen ist. Wenn man bedenkt, dass die Schifffahrt rund 90 Prozent des Welthandels abwickelt, ist dies ein sehr erfreulicher Trend. 


Die Corona- Pandemie, die geopolitische Lage und das wachsende Cyberrisiko haben die globalen Lieferketten erheblich gestört und tun dies auch weiterhin.



Trotzdem steht die Transportbranche, wie fast jedes Jahr, vor neuen und immer wachsenden Herausforderungen. Es kommt vermehrt zu Bränden auf Schiffen und somit zu höheren Versicherungsleistungen beziehungsweise inflationsbedingt höheren Entschädigungen im Schadenfall. 

Die jüngsten Wertsteigerungen bei Schiffen und Ladungen führten dazu, dass Schäden und Reparaturen beziehungsweise entsprechender Ersatz teurer wurden. Dabei sind beschädigte Transportwaren die häufigste Ursache für Seeversicherungsansprüche und die drittgrößte nach Wert. Bei den häufigsten Schäden handelt es sich um Sachschäden, die in der Regel auf unsachgemäße Handhabung, Lagerung und Verpackung zurückzuführen sind. 

Des Weiteren ergaben sich eine Reihe von Schadenfällen mit hohem Wert durch Diebstahl und durch Temperaturschwankungen; letztere können besonders Pharmazeutika betreffen. Diebstahl ist eine weitere häufige Schadenursache, wobei es die Kriminellen besonders auf Unterhaltungselektronik und Rohstoffe wie Kupfer abgesehen haben. Die Ladung wird in der Regel in Häfen, Lagern oder während des Transits gestohlen. Das Risiko des Diebstahls und der Beschädigung von hochwertigen Gütern sollte mit zusätzlichen Maßnahmen zur Risikominderung angegangen werden, wie zum Beispiel GPS-Tracker und Sensoren, die in Echtzeit Position, Temperatur, Eindringen von Feuchtigkeit oder Licht sowie Zutritt zum Frachtraum überwachen. 

Gleichzeitig müssen die Frachtunternehmen die versicherten Werte genau im Auge behalten. Kunden müssen unter Umständen ihre Versicherungs- und Policen-Limite anpassen, wenn sie nicht riskieren wollen, unterversichert zu sein. 


Höhere Lkw-Maut ab 2024 

Voraussichtlich zum 1. Januar 2024 soll nach dem Willen der Bundesregierung mit der Lkw-Maut-Reform die Maut mittels eines CO2-Aufschlages in Höhe von 200 Euro pro Tonne CO2 fast verdoppelt werden. Zusätzlich werden sodann auch Fahrzeuge ab einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen mautpflichtig. 

Mit den Einnahmen sollen maßgeblich der Ausbau und die Modernisierung des Schienennetzes mitfinanziert werden. Hierbei ist davon auszugehen, dass der Logistiksektor die Preise an die Verbraucher weiterreicht. 


Lkw-Fahrermangel hemmt das Wirtschaftswachstum 

Experten gehen davon aus, dass in Deutschland mit steigender Tendenz jährlich zwischen 45.000 und 60.000 Fahrer fehlen. Dies hat weitreichende Folgen für die Wirtschaft und den Standort Deutschland, denn der Anteil des Straßengüterverkehrs am gesamten Güterverkehr beträgt in Deutschland rund 72 Prozent. 

Die Suche nach Nachwuchs wird für die Logistikbranche nicht zuletzt infolge des für junge Leute nicht besonders attraktiven Arbeitsplatzes „Lkw“ erschwert, da Freizeit und Familie, jedenfalls im Fernverkehr, oft zu kurz kommen. Der Mangel an Fahrern wirkt sich schließlich erheblich negativ auf die Wirtschaft aus, wenn Güter nicht mehr in der geforderten Menge „just in time“ zu den Produktionsstandorten oder in den Handel gelangen. 


Fazit 

Der Markt für Transport- und Verkehrshaftungsversicherungen befindet sich im Spannungsfeld zwischen Krieg, Konjunktur und Kapazitäten. Die nächsten Monate und Jahre werden herausfordernd. 


Dem Risiko des Diebstahls und der Beschädigung von hochwertigen Gütern sollte mit zusätzlichen Maßnahmen zur Risikominderung begegnet werden. 



Der Versicherungsmarkt wird sich hiervon nicht abkoppeln können und wollen. Die vorzeitige Prolongation von Risiken zu aktuellen Preisen kann kurzfristig vor Preissteigerungen schützen. 

Versuchen Sie Schäden zu vermeiden und somit Ihre Risiken versicherbar zu halten.

Marcus Odenthal