TV-Koch Nelson Müller im Interview über ehrenamtliches Engagement

Interkultureller Austausch, Solidarität und Mitgefühl: Der 45-jährige Gastronom, Moderator und Musiker spricht im Interview mit uns über sein ehrenamtliches Engagement.

In Deutschland engagieren sich laut des Bundeministeriums des Innern und für Heimat derzeit rund 29 Millionen Menschen für das Gemeinwohl in unserer Gesellschaft. Das Ehrenamt gilt als „Motor unserer Demokratie“. Die Ecclesia Gruppe sichert nicht nur Ehrenamtliche über deren Träger ab, auch viele unserer Mitarbeitenden sind in ihrer Freizeit ehrenamtlich im Einsatz. Prominente Frauen und Männer wie Nelson Müller setzen sich ebenfalls aktiv für ihre Mitmenschen ein. Der TV-Koch, Gastronom, Moderator und Sänger berichtet im Gespräch über sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement und erklärt, warum ihm dieses besonders am Herzen liegt.
 

Herr Müller, Sie engagieren sich ehrenamtlich für mehrere soziale Projekte, gemeinnützige Vereine und Initiativen. Wie ist die Idee entstanden und was motiviert Sie?

Nelson Müller: Das war ein sehr inspirierender Weg für mich. Ich bin seit einigen Jahren Mitglied in dem internationalen und sozialen Netzwerk Rotary. In erster Linie geht es uns darum, unsere Mitmenschen, die Hilfe brauchen, aktiv zu unterstützen. Bei Rotary habe ich auch Tim Geldmacher kennengelernt, der kürzlich das Bundesverdienstkreuz für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten erhalten hat. Er hat mir damals die Ehrenamtsagentur in Essen vorgestellt. Das hat mich wirklich berührt. Es war und ist faszinierend zu sehen, wie viele Menschen sich ehrenamtlich engagieren und wie wichtig dieses Engagement für das Funktionieren unserer Gesellschaft ist. Als Koch und Unternehmer bin ich oft sehr mit meinen eigenen Projekten beschäftigt. Durch diese Begegnung wurde mir bewusst, wie viel Solidarität, Mitgefühl und sinnvolle Charity-Projekte bei uns in Deutschland und in aller Welt existieren. Das ist sehr motivierend. Manchmal helfe ich auch persönlich vor Ort.
 

Sie engagieren sich in Essen, wo sie 2009 ihr erstes Gourmet-Restaurant „Schote“ eröffnet haben. Liegen Ihnen diese Stadt und ihre Menschen besonders am Herzen?

Ja, definitiv. Ich bin kein Fan von dem, was als „neuer Kolonialismus“ bezeichnet wird. Also von Projekten, wo zum Beispiel afrikanische Kinder und deren Familien öffentlich zur Schau gestellt werden. Ich glaube vielmehr an einen interkulturellen Austausch auf Augenhöhe. Sei es auf kultureller, wirtschaftlicher oder sportlicher Ebene. Deshalb finde ich es stimmiger, mich bei mir vor Ort in Essen zu engagieren. Es gibt auch hier viele Menschen, die Unterstützung brauchen – sei es wegen Krankheit oder weil sie nicht die gleichen Möglichkeiten hatten wie ich. Innovative Projekte wie die der Ehrenamtsagentur Essen liegen mir sehr am Herzen.


Können Sie bitte über die Ehrenamtsagentur und Ihren Einsatz für diese berichten?

Sehr gerne. Die Ehrenamtsagentur Essen engagiert sich in verschiedenen Bereichen.  Wir reparieren zum Beispiel Spielplätze, organisieren Kochkurse oder geben Deutschunterricht für Flüchtlinge. Ein weiteres Projekt, an dem ich beteiligt bin, ist der „Geist der Gastfreundschaft“. Hier geht es darum, Essen für Kinder bereitzustellen, die zur Schule oder in den Kindergarten gehen. Auch die Essener Tafel unterstütze ich, und ich engagiere mich in verschiedenen Projekten für den Verein Menschenmögliches, zum Beispiel bei der Betreuung von Kindern, deren Eltern schwer krank sind.
 

Für Menschenmögliches agieren Henning Baum und Sie sich gemeinsam als Schirmherren. Der Schauspieler ist gebürtiger Essener. Wie haben Sie ihn kennengelernt?

Henning Baum und ich haben uns tatsächlich durch unser gemeinsames Engagement besser kennengelernt. Wir haben uns bei einem Projekt getroffen und sofort gut verstanden. Obwohl wir sehr unterschiedlich sind – er ist der große blonde Rocker und ich der Afro-Koch (lacht) – haben wir eine sehr gute Freundschaft entwickelt. Henning ist ein sehr geistreicher und feinfühliger Mensch. Es macht mir Spaß, gemeinsam mit ihm Projekte zu unterstützen und zu realisieren.
 

Was zeichnet die Projekte aus und welche Ereignisse und Erlebnisse sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Menschenmögliches ist ein sehr besonderer Verein, der Vorstandsvorsitzende ist auch Tim Geldmacher. Die Mitglieder kümmern sich ehrenamtlich um die Begleitung von Familien bei Krankheit und Trauer – insbesondere um Kinder, deren Eltern schwer, teilweise sogar unheilbar erkrankt sind. Es geht darum, den Betroffenen in diesen schwierigen Zeiten beizustehen und auch sterbenden Erwachsenen zu ermöglichen, die letzten Tage ihres Lebens im Kreise ihrer Liebsten zu verbringen. Dieses Projekt bietet nicht nur logistische Unterstützung, sondern auch emotionale Begleitung. Es ist unglaublich berührend und wertvoll, ein Teil davon zu sein. Wir haben zum Beispiel ein Christmas-Soul-Event organisiert, bei dem auch viele Betroffene vor Ort waren. Es war bewegend zu sehen, wie Musik und Gemeinschaft in diesen Momenten Trost spenden können. Auch mein Freund Philipp Poisel, Singer und Songwriter, und ich sind dort zusammen aufgetreten.
 

Auch als Schirmherr des Projektes Flizmobil des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) der Caritas Essen sind Sie aktiv. Worum geht es hier?

Das Flizmobil ist ein mobiles Angebot zur Gesundheitsförderung in den Grundschulen der Stadt Essen. Gesunde Ernährung und Bewegungs- und Entspannungsförderung für Kinder, Eltern und Pädagoginnen sind die zentralen Themen. Es kommen eine mobile Koch- und eine Bewegungskiste zum Einsatz, meistens in den Klassenräumen. Die präventiven Angebote helfen den Kindern zu lernen, ihre eigenen Essgewohnheiten zu erkennen und zu verstehen, ein Gefühl für das körperliche und gesundheitliche Wohlbefinden zu entwickeln, Gefahren zu erkennen und Verantwortung für sich zu übernehmen. Außerdem geht es darum, die Grundsätze für eine gesunde und ausgewogene Ernährung kennenzulernen und eine verantwortungsvolle Umgangsweise mit Nahrungsmitteln zu finden. Das unterstütze ich gerne und aus voller Überzeugung.


Auf Ihrer Webseite berichten Sie über das Projekt „For A Reason“. Was können Sie darüber erzählen?

Das „For A Reason“-Projekt ist eine neue Initiative mit der Philosophie, dass man, wenn es einem gut geht, einen Teil davon abgeben sollte, um anderen zu helfen. Das Projekt bringt verschiedene Organisationen zusammen, um den Austausch und die Zusammenarbeit zu fördern. Es ist einzigartig in Essen und zeigt, wie unverzichtbar ehrenamtliches Engagement für eine funktionierende Gesellschaft ist. Davon profitieren etwa 2.000 Schülerinnen und Schüler an 14 Essener Grundschulen. Hier geht es darum, Kindern eine gute Lebensbasis zu bieten und ihnen zu zeigen, wie wichtig es ist, sich für andere einzusetzen. Es ist immer eine Herausforderung, all diese Projekte mit meiner Arbeit als Koch und Unternehmer in Einklang zu bringen, aber ich finde es unglaublich bereichernd.
 

Mit dem Rapper und Schauspieler Eko Fresh machen Sie gemeinsam Musik. Bei einem Charity-Event in Essen hat er Sie unterstützt. Was bedeutet Ihnen das? 

Eko Fresh ist nicht nur ein guter Freund, sondern auch jemand, der sich in vielen Bereichen engagiert. Unsere Freundschaft und unsere Zusammenarbeit in der Musik sind von einem offenen Herzen und dem Wunsch geprägt, anderen zu helfen. Es ist inspirierend zu sehen, wie Eko seine Möglichkeiten nutzt, um Gutes zu tun. Auch er motiviert mich, engagiert zu bleiben. Es ist hilfreich, dass wir unsere Bekanntheit und unsere Plattform nutzen, um auf wichtige Themen aufmerksam zu machen und andere zu inspirieren, sich ebenfalls zu engagieren.
 

Sie beschäftigen sich als Koch und Ernährungsexperte intensiv mit Themen wie Tierwohl und Nachhaltigkeit, zum Beispiel in TV-Reportagen. Sprechen Sie auch live vor einem größeren Publikum darüber?

Ja, ich werde regelmäßig eingeladen, um bei Events über diese Themen zu reden. Gerade als Koch habe ich eine besondere Verantwortung, nachhaltig mit Ressourcen umzugehen. Ich halte dazu Vorträge und spreche oft darüber, wie wichtig es ist, auf Fleisch aus der Massentierhaltung zu verzichten und pflanzenbasierte Ernährung zu fördern. Unsere planetaren Grenzen sind in vielen Bereichen bereits erreicht, und es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft umdenken. Als Keynote-Speaker teile ich meine Erfahrungen und Ansätze, wie wir alle einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Lebensweise leisten können.
 

Was empfehlen Sie Menschen, die sich überlegen, sich ehrenamtlich zu engagieren?

Ich versuche immer deutlich zu machen, dass ehrenamtliches Engagement nicht nur denjenigen hilft, die Unterstützung benötigen, sondern auch die Menschen unglaublich bereichert, die sich für ihr Ehrenamt motiviert einsetzen. Es gibt so viele Möglichkeiten, sich zu engagieren. Sei es durch Zeit, Wissen oder Ressourcen. Jeder kleine Beitrag zählt und kann einen großen Unterschied machen. Es ist wichtig, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst sind und uns für eine solidarische und mitfühlende Gesellschaft einsetzen.

Nelson Müller wurde 1979 in Ghana geboren. Er kam als Kleinkind nach Deutschland und ist in Stuttgart bei einer Pflegefamilie aufgewachsen. Der ausgebildete Koch, Gastronom, Moderator und Sänger eröffnete 2009 sein erstes Restaurant „Schote“ in Essen. Hier engagiert er sich ehrenamtlich aktuell für soziale Projekte und gemeinnützige Initiativen. Der 45-Jährige arbeitet als TV-Koch für das ZDF und Sat.1.

Als Soulsänger tritt er mit seiner Band auf und wurde in der dritten Staffel der TV-Musikshow „The Masked Singer“ als „Das Nilpferd“ Dritter. Nelson Müller legt großen Wert auf Nachhaltigkeit, regionale und saisonale Produkte. In seinem Buch „Gutes Essen“ und in seinen Restaurants setzt er stark auf diese Aspekte. Beim „World Ocean Day“ in London kochte er 2022 einen Gang mit essbaren Algen, die sich in gesunden Maßen gut als Proteinquelle eignen. Soziale Nachhaltigkeit und Menschenrechte sind ihm sehr wichtig. Weitere Infos auf nelson-mueller.de

Bildnachweis: © Mario Andreya