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Wer übernimmt den Staffelstab, wenn die Boomer abtreten?

Viele Unternehmer finden derzeit keinen geeigneten Nachfolger

Die Führungsetage der deutschen Wirtschaft steht vor einem Generationswechsel: Über eine Million Unternehmerinnen und Unternehmer sind laut der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 60 Jahre oder älter. Der Report „Unternehmensnachfolge 2024“ der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gibt Einblicke in rund 48.000 Beratungsgespräche der IHK-Beraterinnen und -Berater. Diese belegen, dass in den kommenden fünf Jahren circa eine Viertelmillion Unternehmen von vorzeitigen Schließungen betroffen sein könnten. Den Ergebnissen der DIHK zufolge gebe es mehr als dreimal so viele Angebote wie Übernahmeinteressenten. Diese Zahlen knüpfen an eine KfW-Umfrage an, die Anfang des vergangenen Jahres veröffentlicht wurde, der zufolge bis Ende 2026 rund 560.000 von insgesamt 3,8 Millionen mittelständischen Unternehmen an einen Nachfolger übergeben oder verkauft werden sollen. Weitere 190.000 Inhaber planen, ohne eine Nachfolgeregelung aus dem Markt auszutreten.


Gründe für mangelndes Interesse an Unternehmensübernahmen

Hauptgrund für diese Entwicklung ist der demografische Wandel, der naturgegeben die Generation potenzieller Nachfolger schmälert. Das sei aber nicht der einzige Grund für den Engpass: Hohe Energiekosten, inflationsbedingte Kaufzurückhaltung, fehlende Fachkräfte und große Unsicherheit über die künftige Wirtschaftspolitik sorgen für schwindendes Interesse der Zielgruppe. Der DIHK-Präsident Peter Adrian kommentiert dies folgendermaßen: „Viele Unternehmerinnen und Unternehmer fühlen sich von der Politik nicht richtig ernst genommen und empfinden die zunehmenden Detailregelungen und kleinteiligen Pflichten als bürokratisch und oftmals als vollständig unverhältnismäßig.“ Die sich verschlechternden Rahmenbedingungen seien ein großer Faktor, der das Unternehmertum zunehmend unattraktiv für die jüngeren Generationen macht.


Politik versucht, Maßnahmen zu schaffen

Dabei hat die Politik den Handlungsbedarf erkannt und setzt auf geplante Initiativen wie das Wachstumschancengesetz, das Vierte Bürokratieabbaugesetz oder auch den Beschleunigungspakt von Bund und Ländern. In Summe sollen die Maßnahmen dazu führen, Unternehmen steuerlich zu entlasten, bürokratische Hürden zu senken und Rahmenbedingungen für Investitionen und Innovationen zu verbessern. Den Ausschlag gebe es nach Einschätzung des DIHK-Präsidenten aber nur, wenn die daraus folgenden Erleichterungen schnell in der Unternehmenspraxis ankämen. Das ist allerdings nicht abzusehen, da eine Reihe von ursprünglich geplanten Verbesserungen bereits eingeschränkt wurde, wie etwa die Anpassungen der Verlustrechnung oder die Besteuerung von einbehaltenen Gewinnen in Personenunternehmen. 

Bei Betrachtung der verschiedenen Branchen lassen sich Unterschiede feststellen. Während Angebot und Nachfrage in Gastgewerbe, Hotellerie und Handel um mehr als das Fünffache abweichen (im Handel um das Vierfache), scheinen Industriebetriebe für Nachfolgende verhältnismäßig attraktiv zu sein. Hier liegt der Überhangfaktor von Angebot zu Nachfrage lediglich bei 1,6 – im Branchenvergleich also als moderat zu bezeichnen.


Anforderungen an Industrieunternehmer deutlich höher

Die Anforderungen an Industrieunternehmer scheinen höher zu sein als in anderen Sektoren. Gefordert werden technisches Know-how und die Bereitschaft, hohe Kaufpreise für bestehende Anlagen und Maschinen aufzubringen. Aber auch Faktoren wie gestiegene Finanzierungskosten, hohe Energiekosten, anhaltender Fachkräftemangel, Digitalisierungsdruck, steigende Nachhaltigkeits- und ESG-Anforderungen sowie weitreichende Dokumentationspflichten (zum Beispiel die Kontrolle der Lieferketten) bergen Risiken für potenzielle Nachfolger. 

Die Liste der Herausforderungen ist lang, das Thema sehr relevant. Kommt es dazu, dass Industrieunternehmen aufgrund gescheiterter Nachfolgeregelung nicht weitergeführt werden können, dann könne das laut der DIHK schwerwiegende Auswirkungen auf vor- und nachgelagerte Wertschöpfungsketten haben, wenn dadurch spezielle Nischenleistungen wegbrechen, die nur wenige Anbieter führen.


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